Detail: Wozu das Ganze?

hammerbaum
Am Hammer Baum bauen wir derzeit 69 Wohnungen. Weitere Wohnungen sind in anderen Quartieren geplant. Macht das aber noch Sinn?

Im Geschäftsbericht ist es teils schon zu sehen: Wir planen den Bau von rund 150 neuen Wohnungen. Und das in Zeiten, in denen Grundstücke immer teurer werden, kaum Handwerker zu kriegen sind, die Baukosten explodieren und die Politik die Mieten einfrieren will. Macht das Sinn?

Mal ehrlich: Wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage? Ja: Dann suchen Sie oder jemand in Ihrem Umfeld wahrscheinlich gerade ein neues Zuhause. Nein: Dann haben Sie wohl das Gefühl, derzeit gegen Windmühlen zu kämpfen – und damit geht es Ihnen ähnlich wie uns. Denn so wirklich rosig sind die Voraussetzungen derzeit nicht.

Die Kosten im Bau steigen weiter ohne Unterlass. Die Grundstückspreise, auch die der Stadt, haben in Hamburg schon einen Level erreicht, der kaum noch bezahlbar ist. Ideen, öffentliche Grundstücke nur noch in Erbbaurecht zu vergeben, helfen hier auch nicht weiter. Im Gegenteil, der Käufer zahlt unterm Strich sogar mehr. Spätestens Anfang kommenden Jahres wird es ein neues Grundsteuergesetz geben, dessen finanzielle Folgen noch nicht abzuschätzen sind. Noch für Oktober hat die Bundesregierung einen Klimaschutzplan angekündigt, und nicht zu vergessen: Weiterhin spielen einige Politiker mit dem Gedanken, die Mietpreisbremse zu verschärfen oder sogar einen bundesweiten Mietendeckel einzuführen. Faktisch der K.o.- Schlag für den bezahlbaren Wohnungsbau. Trotzdem halten wir an unseren Neubauplänen fest. Mehr noch: Gemeinsam mit dem Verein Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften, dem Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) und anderen Verbänden der sozialen Wohnungswirtschaft kämpfen wir dafür, Gesetze, wie eben den Mietendeckel, zu verhindern. Denn der Bau von neuen Wohnungen macht in unseren Augen nicht nur Sinn. Er ist notwendig, auch für unsere „1904“.

Gewichtige Gründe

Betrachten wir das Ganze einmal rein unternehmerisch, ist der erste Grund schnell gefunden. Generell bauen wir für 100 Jahre und mehr. Das aber auch nur, wenn wir sicher sind, dass sich die Wohnanlagen auf Dauer finanziell tragen und unsere Nutzungsgebühren bezahlbar bleiben. So ergibt sich eine ganz einfache Rechnung, die regelrecht immer neue „1904“-Wohnungen einfordert:

Mehr Wohnungen = mehr Einnahmen = mehr Budget für Instandhaltungen, Modernisierungen und Neubau.

Als Wohnungsgenossenschaft sehen wir uns jedoch nicht in erster Linie als Wirtschaftsunternehmen. Das Wort „Genossenschaft“ in unserem Namen hat für uns den gleichen Wert und die gleiche Bedeutung wie für unsere Gründerväter. Bei allem, was wir tun oder lassen, ist nach wie vor der Solidargedanke „Was einer nicht schafft, das schaffen viele“ unser Gradmesser. Er bildet die wichtigste Grundlage einer Genossenschaft und entsprechend fühlen wir uns nicht nur per Satzung verpflichtet, die Gemeinschaft und jedes einzelne Mitglied zu fördern.

Als praktische Beispiele könnten wir hier unsere Serviceleistungen und Angebote aus dem Sozialmanagement aufführen. Wir bleiben aber beim Wohnungsbau, schließlich fördern wir damit ebenfalls unsere Mitglieder: Mit jeder neuen barrierefreien Servicewohnung für unsere Senioren. Mit jeder neuen bezahlbaren Vier-Zimmer- Wohnung für eine junge Familie. Und mit jeder neuen „Bude“, die sich eine Studentin oder ein Auszubildender leisten kann.

Dass dabei nicht nur „1904“-Mitglieder zum Zug kommen, ist durchaus gewollt. Hamburg ist unsere Heimatstadt, die wir mitgestalten wollen und der wir beispringen, wenn Not am Mann ist. Derzeit fehlen in vielen Stadtteilen bezahlbare Wohnungen. Wir können und wir wollen sie bauen. Erstens verhindern wir so mindestens für 100 Jahre, dass sich nur Wohlhabende bestimmte Quartiere leisten können. Zweitens können wir mit unseren geringen Nutzungsgebühren die Mietenentwicklung in der ganzen Stadt ausbremsen. Denn eine Angebotserweiterung an bezahlbaren Wohnungen wird automatisch dazu führen, dass sich die Preise für Wohnraum wieder normalisieren.

Außerdem: Irgendwann war doch jeder „1904er“ ein Nicht-Mitglied und glücklich, ein neues Zuhause in unserer Gemeinschaft gefunden zu haben. Wer sich an dieses Gefühl erinnern kann, weiß, wofür wir bauen: für die Gegenwart und die Zukunft unserer „1904“.